Kaufen oder Züchten?

Eine Frage, die sich viele Fohleninteressenten stellen, ist die Frage, ob sie sich irgendwo eines kaufen sollen, oder doch lieber selber züchten sollen.

Selbst wenn man keine eigene Stute hat, könnte man theoretisch mit einer Leihstute oder bei einem Züchter „auf Bestellung“ ein ganz bestimmtes Fohlen ziehen. Letzteres nehme ich jetzt mal außen vor, da es für mich mehr dazu zählt, dass man sich ein Fohlen kauft und weniger zum selber ziehen.

Nun, nehmen wir mal die Frage, ob man sich überhaupt ein Fohlen anschaffen sollte außen vor (zu dem Thema gibt es hier einen ausführlichen Beitrag). Welche Gründe gibt es für ein selbst gezogenes Fohlen, was spricht für einen Kauf? Eine Pro und Contra Liste ist hier ein bisschen aufwändiger, deswegen wird es eine Menge zu lesen sein, ich hoffe, ihr vergebt mir.


Züchten

Pro

  • Man ist von Anfang an dabei – Noch viel mehr als bei einem gekauften Fohlen. Sogar die Bewegung im Mutterleib kann man spüren
  • Die Abstammung ist selbst gewählt – Ok, das ist sie teilweise auch beim gekauften Fohlen. Aber den Hengst kann man hier wirklich ganz alleine aussuchen und die Mutterstute ist ja oftmals die ohnehin schon geliebte eigene Stute.
  • Man hat etwas kleines von dem eigenen Herzenspferd – Den Begriff habe ich jetzt bewusst gewählt. Ich mag ihn eigentlich nicht. Dazu vielleicht mal ein anderes mal ein Beitrag. ABER: Ich gehe davon aus, dass ihr euer eigenes Pferd liebt und da dieses ja nun einmal nicht ewig bei euch bleiben wird, ist es für viele erstrebenswert, dieses Tier in seinen Nachkommen weiter leben zu lassen. Eine etwas kitschige Herangehensweise vielleicht, aber für viele erstrebenswert.
  • Man hat Nachwuchs von der eigenen Top-Stute – Nun der etwas Objektivere Gesichtspunkt: Hat man zuhause eine Stute stehen, dann kennt man sie in der Regel gut. Sie ist Charakterlich vielleicht genau das, was man haben will. Körperlich ebenfalls eine Bombe und läuft 1a? Dann bietet sie sich doch zur Zucht an. Eine halbwegs gute Chance, dass sich das Kleine dann ebenfalls in diese Richtung entwickeln wird.
  • Kostet weniger  – Mehr dazu in Contra

Contra

  • Kostet eben nicht weniger – Decktaxe, Tierarzt, Einstellgebüren, dann läuft hinterher noch was schief und man muss nochmal decken lassen, mehr kosten. Dass das ziehen eines eigenen Fohlen nicht günstig ist, sollte mittlerweile bitte jedem klar sein. Genauso wenig wie es günstig ist, sich eines zu kaufen. Aber weil man natürlich noch viel früher einsteigt, hat man auch mehr Kosten. Wer jetzt sagt: „Ich hab da aber auch noch nen Hengst, der würde umsonst drauf springen“ – Passt der überhaupt? Und dennoch würden nur vielleicht 500-1500€ wegfallen, je nachdem, was für einen Hengst man ausgewählt hätte. Und dann muss man bedenken, dass die bezahlten Hengste leistungsgeprüft sind etc. Bitte nicht blauäugig da dran gehen.
  • Man muss viel viel viel viel Vorarbeit leisten – Ich gehe jetzt mal davon aus, dass ihr nicht einfach nur irgendetwas züchten wollt. Zum einen soll das Tier ja mal reitbar werden und im Zweifelsfall auch einen neuen Besitzer finden können, sollte es mal anders kommen und das Fohlen passt charakterlich nicht oder was auch immer. Man muss sich sehr viel informieren. Mit Hengst drauf und nach 11 Monaten kommt ein Fohlen raus ist es da leider nicht getan. Was für ein Hengst? Ist mein Stall geeignet? Wohin müsste ich ggf. umstallen? Gibt es hier Aufzucht-Möglichkeiten? Hat mein Tierarzt Ahnung von tragenden Stuten? Hab ich ggf. Hilfe von erfahrenen Leuten? Die Stute muss getupfert werden, der Samen bestellt werden oder die Stute zum Hengst gebracht werden,… Und dann kommen wir zum nächsten Punkt: Eine Objektive Beurteilung: Ist meine Stute überhaupt zur Zucht geeignet?
  • Objektivität ist schwer: Die wenigsten Stuten sind wirklich zur Zucht geeignet – Guckt euch eure mal ganz genau an. Ist sie gesund? Wenn ihr ein Fohlen ziehen wollt, weil eure mit 10 Jahren nicht mehr reitbar ist: Lasst es sein. Hat sie einen tollen Charakter? Wenn eure Stute bereits im Stall als das absolute Psycho Pferd verschrien ist: Lasst es sein. Ist ihr Exterieur gut? Sollte man DAS DA vermehren? Wenn eure Antwort ist „Der Hengst gleicht die Mängel schon aus.“: Lasst es sein.
  • Hat man die oberen Punkte alle abgehakt, eine Top-Stute zuhause stehen die vielleicht sogar schon mal ein gutes Fohlen gebracht hat und einen klasse Hengst ausgesucht, muss sich über das finanzielle keine Gedanken machen und hat auch einen geeigneten Stall und Tierarzt, kommt der richtig doofe Punkt: Das Risiko. Niemand will es hören, aber züchten ist verdammt risikoreich. Euer Herzenspferd oder eure Top-Stute könnte ohne Probleme dabei drauf gehen. Das kann selbst der beste Tierarzt oft nicht verhindern. Das Fohlen könnte ebenfalls drauf gehen. Oder ihr habt ein dreibeiniges Fohlen. Oder Zwillinge, wovon normalerweise mindestens eines nicht überlebt. Oder nicht ganz so dramatisch: Der Hengst und die Stute haben so gar nicht zusammen gepasst und das Fohlen ist einfach nur krumm und schief und wird eventuell nie reitbar werden.
  • Zu guter letzte noch eine kleine Offensichtlichkeit: Es dauert noch länger, bis da was reitbares bei rum kommt. Ok, ich gebe zu, die meisten, die bereit sind 3 oder 4 Jahre auf das einreiten zu warten, werden das zusätzliche Jahr auch noch schaffen. Aber dann resorbiert die Stute vielleicht einmal, zweimal. Dann sind es drei zusätzliche Jahre. Bitte auch das im Hinterkopf bewahren.

Kaufen

Pro

  • Das Pferd ist schon einmal lebend zur Welt gekommen – First Achievement unlocked!
  • Wenn man sich Zeit bei der Suche lässt, kann man sich auch hier eine passende Abstammung aussuchen, wenn man darauf denn Wert legt.
  • Der Züchter hat Ahnung von dem, was er da tut – Zumindest wenn man bei einem Züchter kauft. Man kann natürlich auch ein Fohlen von jemandem kaufen, der sich für das selber ziehen entschieden hat und nur ein einmaliges Fohlen hat.
  • Es ist günstiger – Zumindest günstiger, als selber ziehen.
  • Man kann ggf. erwachsene Verwandte kennen lernen, begutachten und sich so ein Bild machen, wie das Kleine eventuell erwachsen aussehen und sein wird – Und das vermutlich sogar besser, als wenn man nur die Mutter und eventuell den Vater kennt. Bei erfolgreichen Verpaarungen dürften eventuell sogar Vollgeschwister vorhanden sein, die man zumindest auf Fotos mal zu Gesicht bekommt. Kleinere private Züchter haben oftmals auch kein Problem damit, wenn man Mutter, Vater oder Geschwister falls vorhanden Probereitet. Die Möglichkeit hat man bei den Großen Gestüten jetzt meistens nicht, aber gerade im Ponybereich habe ich das schon öfter gesehen.
  • Viele Züchter bieten ihre Unterstützung auch über den Kauf hinaus an – Gerade beim ersten Fohlen ist man noch oft nervös, weiß nicht, wie man reagieren soll oder was man wann am besten tut. Viele Züchter freuen sich, wenn sie auch nach dem Verkauf noch von den Käufern hören und sind gerne unterstützend tätig. Oft hat man sogar den Vorteil, dass die kleinen direkt bei ihnen zur Aufzucht bleiben können und das meistens günstiger, als in einer anderen Aufzucht. Vitamin B(eziehung) Rabatt quasi.

Contra

  • Im Vergleich zum selber züchten? Da fällt mir nur eines ein: Man erlebt die Geburt nicht mit. Dafür hat man aber auch beim Selbstgezogenen keine Garantie.
  • Generell gibt es aber auch beim Fohlenkauf einige Contraargumente, die ihr euch im oben verlinken Beitrag gerne genauer ansehen könnt.

Wie ihr seht, bin ich kein großer Freund vom selber züchten. Generell gibt es zu viele Leute die glauben, sie müssten den Markt mit halbherzigen „Produkten“ überfluten. Da überlasse ich das ganze lieber denen, die es können.

Auch ich habe mal überlegt, selber ein Fohlen zu ziehen. Aus meiner damaligen Stute Amy. Ich wollte sie eigentlich nicht verkaufen und dachte mir: Während ich studiere, wird sie einfach Mama. Naja, ganz so einfach ist es dann nicht. Das Pferd kostet ja trotzdem und das hätte ich nie im Leben finanziert bekommen. Aber ich kann Menschen nachvollziehen, die gerne mit ihren Tieren züchten wollen. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass man aus ihr ein richtig gutes Buschpferd hätte ziehen können. Sie war zäh, sie hatte viel Blut und sie war nicht schreckhaft. Außerdem einen ganz passablen Körperbau und gute Dressur und Springanlagen, auch wenn sie im Springen nie gefördert wurde. Ob das Fohlen allerdings so geworden wäre, wie ich es mir vorgestellt hatte, das steht in den Sternen.

Übrigens habe ich die selbe Überlegung mit Moon auch wieder. Wenn sie sich weiter so toll entwickelt, wäre es fast eine Verschwendung kein Fohlen aus ihr zu ziehen. Aber da ich selber keines haben möchte und auch nicht die Nerven für den ganzen Prozess hätte, wird sie wenn überhaupt als Leihstute ein Fohlen bei einem erfahrenen Züchter zur Welt bringen.

Oder irgendwann mal für mich einen kleinen Barockpinto zur Welt bringen… Träumen wird ja wohl bei allem Realismus noch erlaubt sein ❤

Hier übrigens noch ein Foto, auf dem Moon wenige Momente alt ist:

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In dem Sinne alles Liebe!
Eure Kristina

Update – Wo waren wir?

Hallo ihr Lieben!

Vielleicht habe ich euch mit dem letzten Post ein wenig überrascht, weil solange nichts gekommen ist. Nun möchte ich euch mal wieder auf den neuesten Stand bringen. Der letzte Post vor dem gestrigen ist ja schon zwei Monate her gewesen.

Erst einmal Entwarnung: Uns geht es nach wie vor gut. Ich habe auch immer mal wieder einen Beitrag verfasst, nur habe ich die Fotos von Moon bei mir auf dem Heim-PC und die Posts schreibe ich auf der Arbeit in meiner Pause. Abends komme ich dann oft nicht dazu, die Fotos einzufügen oder anderes. Das möchte ich jetzt wieder etwas ändern und fleißiger schreiben und vor allem auch veröffentlichen 🙂

Zumal in letzter Zeit die Aktivität von euch auf diesem Blog deutlich höher geworden ist, obwohl ich gar nicht geschrieben habe. Ein wenig paradox, aber ich möchte euch natürlich nicht enttäuschen und euch weiter berichten, wie es uns so geht.

Moon ist soweit fit. Wir haben dieses Wochenende mit dem Anweiden begonnen. Außerdem habe ich unsere „Winterpause“ beendet und wieder mit der Bodenarbeit begonnen. In den letzten Wochen haben wir auch wieder ein paar Spaziergänge gemacht. Im großen und ganzen benimmt Moon sich da ganz gut.

Karneval hatten wir einen großen „Umzug“ mit ca. 15 Pferden im Schritt alle verkleidet durch den Wald. Unsere drei Babys waren auch dabei und waren die ganze Zeit entspannt.

Einen nicht so schönen Grund für das lange Schweigen gab es aber auch. Ich habe ziemlich mit Moon und ihrer Rassebedingten „Einschränkung“ auf eine Reitweise gehadert, da ich in letzter Zeit sehr unzufrieden mit dem bin, was ich als Westernreiten in dieser Gegend kennen lerne. Zu dem Thema möchte ich euch im nächsten Post etwas mehr schreiben, denn das wird ein wenig ausarten.

Ein kleines Update für den Blog wird es auch noch geben: Ich möchte mich in Zukunft etwas mehr um Übersichtlichkeit bemühen. Beginnen wird das ganze, indem ich zwei neue Kategorien einführen werde: Update und Story. Das Update sehr ihr ja hier schon, eine Zusammenfassung der letzten Wochen/Tage. Story werden Dinge sein, die mich über einen längeren Zeitraum beschäftigen und immer wieder in Teilen hier mit euch geteilt werden.
Das Tagebuch bleibt vorerst bestehen, hier wird es weiterhin akute Berichte über das geben, was wir so tun. Auch möchte ich die Kategorie Informatives beibehalten. Erfahrungen wird vermutlich noch umgeändert, die Fotografie bleibt ebenfalls erhalten.

Ein neues Design werde ich vermutlich auch noch irgendwann bemühen, auch zur Übersichtlichkeit. Das wird aber vermutlich noch etwas dauern.

Und damit euch nicht zu langweilig wird, hier ein paar der Bilder, die ich in der Zwischenzeit von Moon gemacht habe:

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Dann bis zum nächsten Post!
Alles Liebe
Kristina & Moon

Das ABC für Pferdekinder

Hallo!

In letzter Zeit habe ich oft Kritik einstecken müssen, weil ich mit Moon gelegentlich Bodenarbeit mache. Zu dem Thema Kritik möchte ich später noch einen anderen Beitrag machen, aber bei dem Thema Bodenarbeit möchte ich zunächst einen kleinen informativen Beitrag hinterlassen.

„Ein so junges Pferd muss nur auf der Weide mit Gleichaltrigen sein und Pferd sein, sonst nichts.“

„In dem Alter müssen die Pferde nur das Fohlen ABC lernen, sonst sollen sie in Ruhe gelassen werden“

Sowas habe ich zuletzt sehr häufig lesen müssen. Meine Gegenfrage ist dann: Was lernt Moon denn, was nicht Teil des Fohlen-ABCs ist? Dazu müsste man einmal festmachen, was das Fohlen ABC eigentlich beinhaltet. Eine richtige Definition ist kaum zu finden, in einigen Punkten sind sich aber eigentlich alle einig:

  • Hufe geben
  • Halfter anziehen und Führen
  • Putzen/überall anfassen lassen

Meiner Meinung nach gehört vor allem der Punkt „Respekt“ dazu sowie „Vertrauen„.

Nun, wie lernt ein Fohlen Respekt? Indem es lernt, auf Druck zu weichen. Wie lernt es Vertrauen? Da gibt es viele verschiedene Möglichkeiten. Beispielsweise Schrecktraining oder von der Gruppe wegführen. Dies sind alles Punkte, die Moon bei mir lernt und für die ich oft kritisiert werde.

Viele lassen aber außer Acht, dass die jungen Pferde in der Herde auch erzogen werden. Sie lernen, wer ranghöher ist und diesen zu weichen. Wenn ich mein Pferd nicht genauso erziehe, wird es mich auch nicht als ranghöher ansehen. Oder noch mehr: Wenn mein Pferd mich nicht ab und an mal zu Gesicht bekommt, wird es mich nicht mal als Teil seiner Herde ansehen.

Damit will ich nicht sagen, dass jetzt alle, die ihre Pferde in einer riesigen Fohlenherde irgendwo in der Eifel aufwachsen lassen, etwas falsch machen. Ganz und gar nicht. Diese riesigen Weiden sind das gesündeste, was die Pferdebeine in der Entwicklung haben können. Ich sage nur, dass ich nicht zu viel mache.

Wo ich aber vielen Kritikern zustimmen muss ist folgender Punkt: Bevor man den jungen Pferden etwas falsches beibringt, sollte man es lieber gleich lassen und es nur in der Herde lassen. Die erwachsenen Pferde werden es schon korrekt erziehen. Wenn es aber schon in dem Alter gelernt hat, dass es beispielsweise beim Menschen nicht unbedingt weichen muss, weil der Mensch sich beispielsweise nicht richtig durchgesetzt hat, hat man hinterher ein erwachsenes Pferd, dass eben keinen Respekt hat.

Letztens habe ich zu dem Thema einen guten Post gesehen, den man folgendermaßen zusammenfassen kann:
Erziehen, kann man ein Pferd vom ersten Tag an.
Gymnastizieren erst, wenn es geistig und körperlich reif genug ist. Unter Gymnastizieren fällt so gut wie alles, was über die Grunderziehung und ein wenig Schrecktraining hinaus geht. Das fängt bei so Sachen wie Führen in Stellung an und hört bei Zirkuslektionen wie Kompliment etc. auf.

Außerdem muss man immer den Konzentrationsfaktor im Auge behalten. Fohlen haben eine Konzentrationsspanne von höchstens 10 Minuten. Länger sollte man nichts machen und den kleinen immer wieder Denkpausen geben. Wenn man das alles bedenkt, kann man auch mit seinen jungen Wegbegleitern schon einiges unternehmen. Eben immer auf die Umstände zugeschnitten.

Wenn ihr noch mehr über das Fohlen-ABC wissen wollt und wie ich persönlich dieses umsetze, könnt ihr gerne weitere Fragen stellen.

Viele Grüße
Eure Kristina